Wettbewerb, 2014
Nicht definiert
Mehrfamilienhaus
Direktauftrag 2014
Gemeinnützige Bau- und Siedlungsgenossenschaft Lägern, Wettingen
Abreissen oder renovieren? Doppelte Miete oder moderate Mietzinserhöhung?
In den letzten zehn Jahren hat sich der Wohnflächenbedarf nach Schätzungen des Bundesamts für Wohnungswesen von 40 auf 55 Quadratmeter pro Person erhöht. Der vorhandene Wohnungsbestand mag diesen Ansprüchen nur bedingt genügen. Drei Viertel der rund 3,5 Millionen Wohnungen und Häuser in der Schweiz sind älter als 20 Jahre, ein Viertel wurde sogar vor dem Zweiten Weltkrieg erbaut. Will man den schweizerischen Wohnungspark den veränderten Wohnraumansprüchen anpassen, ohne ihn einfach abzureissen, sind innovative Strategien für Um- und Anbauten gefragt, um preiswerten Wohnraum zu schaffen – Upcycling.
Agglomerationsräume sollen moderat wachsen. Aus dem bewussten Umgang mit der Geschichte der Siedlung entsteht eine neue Charakteristik, geprägt von Fragmenten und Korrekturen, Überlagerungen und Umbauten, wobei das Veränderte nie völlig vom Ursprünglichen losgelöst wird. Aus dieser Interpretation der Sprache der bestehenden Bausubstanz entsteht eine neue Architektur, die den Bestand respektiert und tradiert. So wird Geschichte und Heimat, aufbauend auf Erinnerung und Veränderung im Stadtraum zugelassen. Das Prinzip des Palimpsests, der Überlagerung, ist Strategie.
Die zeilenartige und gartenstädtische Siedlung der 1950er-Jahre ist für Wettingen identitätsstiftend. Die Gebäudekörnung wird beibehalten. Drei abgetreppte Nord-Süd-orientierte und neun Ost-West-orientierte Gebäudekörper bilden die Siedlungsstruktur. An der Ecke Winkelried- und Etzelstrasse werden die halböffentlichen Räume, Gemeinschaftsraum, Kindertagesstätte und Werkstatt für den Hauswart platziert. Die Gebäude bilden und begrenzen gemeinsam mit den neuen Nebenbauten die klaren, langgezogenen Aussenräume der Siedlung.
Die charakteristische Qualität der Aussenräume bleibt im Erweiterungsprojekt erhalten: Der über zwei Genartionen hochgewachsene Baumbestand wird erhalten und durch die aussenräumliche Klärung aufgewertet. Kein Baum wird unnötig gefällt.
Ein parkähnliches, landschaftliches Stimmungsbild prägt den Charakter der Wohnsiedlung Klosterbrühl. Mit sensiblen und zurückhaltenden Massnahmen wird mit dem Bestand umgegangen und dieser einer zeitgenössischen Neuinterpretation unterzogen. Die besondere Identität des Ortes, sowie seine gewachsenen Strukturen werden erhalten und in ihren Qualitäten gestärkt.
Als Treffpunkt für gemeinschaftliche Anlässe, sowie als Ort des nachbarschaftlichen Austausches verbinden zwei niedrige Gebäude die öffentlichen Siedlungsräume über die zentrale Wiese bis hin zum südlich gelegenen Spielplatz. Das Wasserbecken als markantes Gestaltungselement wird saniert und in die grosszügige Wiesenstruktur eingebunden. Im Schatten der Bäume geniesst man hier die Ruhe am Wasser oder entspannt beim Picknick auf der Wiese.
Die halböffentlichen «Grünhöfe» werden an ihren Stirnseiten über Pavillonbauten räumlich gefasst; die bestehenden Bäume berücksichtig und punktuell durch Ziersträucher ergänzt. Im Wechsel können die Hofbereiche entweder als Rasen oder mit einem Kiesbelag ausgebildet werden.
Rückseitig, angelagert zwischen den Balkonen entstehen private Gärten. Hier kann sich der Kleingärtner entfalten und in nachbarschaftlicher Gemeinschaft austauschen. Locker arrangierte Gräser bilden eine vegetabile Schicht um die Gebäude und werten die Eingangsbereiche auf.